Karneval – Ursprung und Unterdrückung

Seit dem Jahr 1550 wird in Rheinberg nachweislich Karneval begangen – vielmehr: Mummenschanz, wie es damals noch hieß. Gefeiert wurde mit einem Maskenball, Theater, Gesang, Tanz – und sicher auch Rausch: Der Bürgermeister spendete den Narren traditionell zwei Tonnen Bier. Das beschreibt Stadtführer und Heimatforscher Werner Kehrmann in einem Gastbeitrag für die Rheinische Post.

Ur-Karneval

Um die Wurzeln des Karnevals zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurücktreten und uns anschauen, in welchem kulturellen Kontext das Fest einmal gestanden hat. Diesem Kontext hat der aus Rheinberg stammende Germanist und Philosoph Dr. Thomas Höffgen ein ganzes Buch gewidmet: „Karneval im alten Europa“ heißt es. Darin berichtet Höffgen von Ursprung, Brauchtum und Bedeutung eines heidnischen Verkleidungskultes, der in jenem europäisch-archaischen Festzyklus konserviert ist, den wir heute als Karnevalszeit bezeichnen: Vom alten Winteranfang am 11. November bis hin zum alten Sommeranfang am 30. April widmeten die Menschen ihre Feste und Aufmerksamkeit den wilden, animalischen Seiten des Menschseins, die wir als Mitglieder einer christlich-zivilisierten Kultur gelernt haben zu unterdrücken.

Karneval und das Narrenschiff

Das Wort Karneval geht auf den carrus navalis zurück, einen rituellen Schiffskarren, den Römer, Griechen und Germanen an hohen Feiertagen in Umzügen reich geschmückt über die Felder und durch die Natur zogen. Kernelement des Karnevals ist die Überwindung gesellschaftlicher Grenzen und Werte – die Verkleidung, das lärmende Treiben und das Schiff, das an Land fährt, sind äußerliche Phänomene eines inneren, psychologischen Ereignisses, bei dem der Einzelne sich im Geiste über die Grenzen seiner vertrauten, vernunftbasierten Welt und Wirklichkeit hinauswagt, um andere Seinszustände zu erfahren. In diesem Zustand des Außer-sich-Seins ist alles anders, verkehrt (= umgedreht): Menschen werden zu Tieren, Teufeln oder Toten, Sklaven werden zu Königen, Männer zu Frauen, Frauen zu Männern, erklärt Höffgen.¹

In seinem Werk „Traumzeit“ beschreibt der Anthropologe Hans Peter Duerr ein Beispiel aus dem Jahr 1133: Es fuhr dazumal ein „hölzernes Narrenschiff von Corneliusmünster […] nach Looz. In den Orten, in denen das Schiff hielt, erfaßte die Frauen eine ekstatische Wildheit: Halbnackt, mit aufgelösten Haaren […] umtanzten sie das Schiff und trieben hernach etwas, von dem der berichterstattende Mönch nur weinen oder schweigen zu können erklärte.“²

Vorchristliche Neujahrs- und Winterfeste

Die Karnevalszeit ist ein durch und durch vorchristlicher Festzyklus: „Seit jeher feierten die Menschen ein hehres Winter-, Neujahrs- oder Frühlingsfest mit ausgelassenem Verkleidungsspiel und Kulttänzen, um den Winter auszutreiben und die warme Jahreshälfte auszurufen.“ Mithilfe von Masken, Musik und Tanz galt es die Schneedämonen zu vertreiben und die Sonnengeister anzulocken. Karneval basiert „auf astronomischer Erkenntnis und Erfahrung: Genau genommen handelt es sich um ein Sonnenfest“, so Höffgen.³

Ein Fest, das übrigens auch in unserer Weihnachtszeit konserviert ist. Das Zentrum der Sonnenfeiern war die Wintersonnenwende, die nach dem heute üblichen gregorianischen Kalender auf den 21.12. fällt. Die Wintersonnenwende ist „die Keimzelle des Karnevals“ und der Ursprung der christlichen Weihnacht; sie ist der Scheitelpunkt des heidnischen Neujahrsfests, in dem der Tod der Sonne und ihre Wiedergeburt gefeiert und mit allerlei Verkleidungskulten und enthusiastischen Ritualen begangen werden.⁴ Doch dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Unterdrückung des Karnevals durch die Kirche

Als die katholische Kirche ihre Macht in Europa im Mittelalter ausbauen und festigen wollte, war ihr der heidnische Mummenschanz ein Dorn im Auge: Den christlichen Missionaren galt das Brauchtum als „Teufelsdienst“, dem die Kirche mit Verboten und Vorschriften begegnete. Weil die ungläubigen Heiden trotzdem am alten Brauchtum festhielten, integrierten listige Kleriker die Bräuche in den katholischen Kalender und die heidnischen Verkleidungskulte wurden kurzweg christianisiert, erklärt Höffgen.⁵

Die Bekämpfung alles Nicht-Christlichen, vornehmlich Heidnischen im Zuge der Christianisierung wird auch Verteufelung oder Dämonisierung genannt und ist gekennzeichnet durch eine Verbannung oder Umdeutung heidnischer Bräuche, Symbole und Überzeugungen. Schon im siebten Jahrhundert habe der christliche Kalender den Eindruck erweckt, er sei „eine Kopie des Heidnischen“, schreibt der Historiker Jean Claude Bologne in seinem Werk „Von der Fackel bis zum Scheiterhaufen“.⁶ Heidnische Elemente, die sich nicht christlich vereinnahmen ließen, wurden ins Reich des Bösen, Gefährlichen, Unangenehmen oder Verruchten verbannt.

11.11., 11 Uhr 11 – wieso?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was es mit der vierfachen 11 auf sich hat, die alljährlich die Karnevalssession einleitet? Höffgen weiß Antwort: In alten Zeiten, so der Forscher, markierte der 11.11. den Einbruch der Winterzeit. Die Ernten waren eingefahren, das Vieh eingestallt und das Leben spielte sich in den Gehöften ab. Höffgen weist darauf hin, dass die doppelte 11 auch eine numerologische, zahlenmystische Deutung zulässt: „In der heidnischen Weltanschauung wird die 11 mit dem Winter zusammengebracht; etwa trägt die 11. Rune im Futhark [Runenreihe] – Isa, ᛁ – die Bedeutung ‚Eis‘.“ Grundsätzlich komme der 11 bei den vorchristlichen Völkern Europas eine positive natursymbolische Deutung zu. Die Kelten etwa feierten bis zum 11.11. das zwölf Tage andauernde Samhain, das Ende des Sommers – ein keltisches Neujahrsfest, das dem Gott der Toten, der Unterwelt, des Friedens und der Fruchtbarkeit Cromm Cruach gewidmet war, und dessen Tradition, besonders das Sich-Verkleiden, teilweise im Halloweenbrauchtum konserviert ist.⁷

Herkunft der fünften Jahreszeit

Bis heute wird die Karnevalssaison die fünfte Jahreszeit genannt – ein Begriff, der ursprünglich die Rauhnächte zwischen der Wintersonnenwende und Epiphanias bezeichnete, die sogenannte Zeit zwischen den Zeiten. In den Rauhnächten ging in alten Tagen „eine sehr spezielle ‚Lufterscheinung‘“ um, witzelte der kürzlich verstorbene Ethnologe Dr. phil. Christian Rätsch in seinem Werk „Der Heilige Hain“. Die Rede ist von der Wilden Jagd, ein von „Rossgewieher, Hundegebell, Heulen, Peitschenknallen“, Glockenlärm und anderem Getöse begleiteter Narren- und Geisterzug im wilden Gefolge des Schamanengottes Wotan: „Einherjer (gefallene Helden), die Berserker, Totenseelen, Wölfe, Hunde und Hasen, Geister und Gespenster“ brausten mit ihm durch den Nachthimmel.⁸

Der Habitus der Wilden Jagd ist laut Höffgen „ein karnevaleskes Ritual, bei dem gespenstische Erscheinungen, halb Mensch, halb Tier, ekstatische Spiele inszenierten“. In der Wilden Gjoag der Gemeinden am Untersberg habe sie sich ebenso gehalten wie in den Perchtenläufen im Alpenraum. Die modernen Perchtenläufe sind laut Höffgen ein Erbe wilder Tanzkulte und archaischer Ekstaseriten, mit denen der Winter ausgetrieben wurde. Dabei sorgten die „großen Glocken, die die Perchten auf dem Rücken tragen, […] mit ihrem monotonen Klang für einen schamanischen Trance-Effekt“. Am letzten Tag der Perchtenläufe treten die Schönperchten als Vertreter der warmen Jahreszeit in einem rituellen Glockenkampf gegen die Schiechperchten als Vertreter der kalten Jahreszeit gegeneinander an, wobei das Licht den Sieg über die Dunkelheit davonträgt.⁹

Umgang mit einem naturmagischen Erbe

Alle alten Feste in der dunklen Jahreshälfte haben zu tun mit der Wiedergeburt der Sonne. In ihnen ist das naturmagische Erleben unserer Vorfahren konserviert – das wilde, vorzivilisatorische Weltbild lebte in Form von Bräuchen und Ritualen in den bäuerlichen Kulturen der germanischen Stämme fort und hat teilweise, aller Christianisierungsbestrebungen zum Trotz, bis in unsere Zeit hinein Bestand – nicht nur im Karnevalszyklus. Diese Beständigkeit ist nur gegeben, weil die Feste immer wieder neu erfunden wurden – und dabei leider oft genug für politische oder religiöse Zwecke missbraucht, man denke nur an die Einverleibung alles „Germanischen“ durch die Nazis, und natürlich die Jahrtausende währende Pervertierung alles Nicht-Christlichen durch die Kirchen.

Intuitiv fühlen manche von uns noch etwas von dem ursprünglichen Sinn hinter Verkleidungskulten und lärmenden Umzügen. Doch in den meisten Fällen sind sie zu einer tradierten Schablone verkommen, die wir mechanisch ausfüllen, ohne uns der Bedeutung ihrer Formen bewusst zu sein. Indem wir uns mithilfe unseres Verstandes erneut vertraut machen mit dem Weltbild unserer Vorfahren, können wir etwas des ursprünglichen Zaubers wiedererwecken, den die Kirche und ihre weltlichen Lakaien mit spitzer Zunge und scharfem Schwert ausgetrieben haben.

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Endnoten

  1. Höffgen, Dr. phil. Thomas: „Karneval im alten Europa. Ursprung, Brauchtum und Bedeutung eines heidnischen Verkleidungskultes“ (Darmstadt: wbg Academic, 2020), S. 12 & S. 20
  2. Duerr, Prof. Dr. Hans Peter: „Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation“ (Frankfurt a. M.: Syndikat, 1978), S. 39
  3. Höffgen: „Karneval …“, a.a.O., S. 15
  4. Ebd., S. 46f
  5. Ebd., S. 13
  6. Bologne, Jean Claude: „Von der Fackel bis zum Scheiterhaufen: Magie und Aberglaube im Mittelalter“ (Solothurn / Düsseldorf: Walther-Verlag, 1995), S. 68
  7. Höffgen: „Karneval …“, a.a.O., S. 28ff
  8. Rätsch, Dr. phil. Christian: „Der Heilige Hain: Germanische Zauberpflanzen, heilige Bäume und schamanische Rituale“ (Baden / München: AT Verlag, 2. Aufl. 2006), S. 16
  9. Höffgen: „Karneval …“, a.a.O., S. 52f

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Habitat 49 – Subkultur aus Geldern

Mattez trägt immer eine Sonnenbrille. Als ich ihn das erste Mal ohne gesehen habe, bin ich einfach an ihm vorbei gelaufen. Vor ein paar Jahren hat Mattez sich das Paint On Walls Festival ausgedacht, vermutlich auch mit Sonnenbrille, um etwas zum Straßenmal-Wettbewerb in Geldern beizutragen, gute Kunst und coole Leute in die Stadt zu holen und der modernen Street-Art eine angemessene Plattform zu geben. Und Mattez war es auch, der eine alte Bäckerei angemietet und damit den Grundstein für das gelegt hat, was ich heute Abend in Geldern erlebe – im Habitat 49.

Der Habitat ist Atelier, Studio, Bühne und Schaffensraum für derzeit neun feste Künstlerinnen und Künstler aus Geldern und vom Niederrhein aus den Bereichen Musik, Video, Foto, Graffiti, Malerei und Schriftstellerei. Ich bin heute zu Gast beim ersten Probelauf eines neuen Formats, einer Musiksession, die aufwendig gefilmt und demnächst im Netz veröffentlicht wird. (Mittlerweile online.)

„Im Habitat sind alle große Musikfans und viele auch aktive Musiker“, erklären Roy und Mattez. „Da kommt schon eine ganze Menge Output zusammen, den wir gerne der ganzen Welt zeigen möchten. Also haben wir uns ein Konzept überlegt und wollen nun eine ordentliche Liveshow auf die Beine stellen.“ Nach einem trockenen Versuch im September ist es jetzt ernst geworden. Die heutige Test-Session wird noch aufgezeichnet, beim nächsten Mal soll alles live gestreamed werden – wie ein richtiges Konzert eben.

Für ihr Engagement im Rahmen des Paint On Walls Festivals hat die Stadt Geldern dem Habitat-49-Kollektiv im Dezember 2022 den Heimatpreis verliehen. Die dritte Festivalrunde ist bereits in Planung – derzeit sondieren die Kreativlinge einen neuen Ort, der ein größeres Happening möglich macht.

Währenddessen brodelt es unaufhörlich im Habitat’schen Hexenkessel: Buch-, Alben- und Single-Releases, Live-Shows und Sessions stehen für 2023 auf dem Programm. Auch an unserem KPiP-Festival rund um den Spanischen Vallan im Rheinberger Stadtpark wird das Kollektiv beteiligt sein.

Wie ich so da sitze, mit dem Kopf nicke und den Beinen wackle, während die Mikros über die Bühne fliegen, überkommt mich ein Gefühl zurückhaltender Zufriedenheit. Die Subkultur, die Untergrund-Kunst, die freie Szene am Niederrhein wächst nicht nur stetig in die Höhe, sondern auch zusammen. Unser Kulturnetzwerk erstreckt sich über viele Städte, Generationen, Genres und Kunstformen – und es lässt sich nicht mehr aufhalten. Auch wenn man manchmal den Eindruck bekommt, dass pedantische Bürokraten, kafkaeske Korinthenkacker und visionslose Wuchtbremsen versuchen, den Weltverhinderungspreis gegen die Lebendigkeit für sich zu beanspruchen. Vielen Dank an dieser Stelle allen, die trotzdem auf ihre Art gießen, was blühen will.

Alle Fotos (c) Renan Cengiz mit freundlicher Genehmigung des Habitat 49.

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Ich bin nicht lieb! Aloys Cremers, Kerouac und das Nichts am Niederrhein

Es beginnt mit einem Knall. „Es muss knallen, wenn Menschen aufeinander treffen, das setzt Energie frei, Eigenenergie, die beste Energie von allen“, sagt Aloys Cremers mit großen, leuchtenden Augen. Wir trinken Koffie in Aloys’ Dachgeschosswohnung in Rheinberg-Annaberg. Auf dem Tisch stapeln sich Entwürfe, Skizzen, Fragmente und seine Cahiers – „das ist, wo ich alles reinschreibe, -zeichne, zeitweise fast wie Tagebücher“.

Wir kennen uns schon ein paar Jahre, Aloys Cremers, der Künstler, Gestalter, Unternehmer, Störer und Visionär, und ich, Renan, Kulturtyp, auch irgendwie sowas wie ein Künstler und angeblich Publizist. „Ich weiß gar nicht, was genau ein Publizist macht“, sagt Aloys, „aber ich nehme an, etwas publik machen, und darum geht es mir“. Nicht nur der Tisch, an dem wir sitzen, jedes Zimmer quillt über vor lauter Lebenswerk. Und das ist nur ein Teil – eine ganze Reisetasche voll hat er im Dezember verloren, aber die sucht er nicht, er wartet lieber darauf, dass er sie findet. Aloys ist dabei, alles zu ordnen, seinem Lebenswerk Formen zu geben: „Ich weiß nicht, wie lange ich noch hab! Und da kommst du ins Spiel.“

Für viele in Rheinberg ist Aloys Cremers „dieser verrückte Künstler“. Kaum jemand hier weiß, dass er auf der ganzen Welt bekannt, von Connaisseurinnen und Kennern geschätzt und besonders am Niederrhein so wirkmächtig war und ist wie kaum ein lebender Kunstmensch. Oft wird er mit seinem verstorbenen Kollegen Beuys verglichen, dem berühmten Beuys, den er zwar nie getroffen hat, aber dafür seine Schirmherren, die van der Grintens. Klar ist: Aloys Cremers steht für sich, und dass er Beuys nie getroffen habe, sei vielleicht auch gut so: „Wir hatten viel gemein und waren für manche auch zu stark […] zwischen uns hätte es auch knallen können“, erzählt er.

Bei unseren ersten Treffen über die letzten Jahre hat Aloys viel aus seinem Leben geteilt: Von seiner Lust zu wirken, seinen umgesetzten Projekten, seiner Vergangenheit und seinen Berührungspunkten mit großen Namen von Hüther bis Hemmingway – und von seinem Frust, abgewirkt zu werden, von gescheiterten Projekten, erstickten Ideen und allem Unumgesetzten. „Aber das ist nicht so schlimm, das gehört auch dazu“.

Im Zentrum seines Schaffens steht Nichts, und das können viele nicht greifen. „Nach 20 Jahren international aktiv als ,Creativ Troubleshooter’, bekannt mit Wandel und Wirkung von Markt, Kultur und Wirtschaft und deren Zusammenhang“, erklärt Cremers in seinem Buch „ALLES oder NICHTS“, sei er Anfang der 1990er Jahre wieder am Niederrhein gelandet, und da fiel ihm etwas auf: „Hier am Niederrhein er-fahre ich intensiv die Landschaft, die Menschen und deren ungenutzte Ressourcen. Alle kollektiv überzeugt von ihrer Unfähigkeit: Geht hier nicht, kann hier nicht, darf hier nicht. Ergo: Nichts ist hier möglich! Ein gigantischer Markt! Meine Vision: Mit Nichts Menschen bewegen. Mein Art-Concept Nichts: Ein Kunststück für sich in einem Land, wo’s um’s Schaffen geht.“ [Hervorhebungen entspr. dem Originaltext]

ALLES oder NICHTS! (c) Aloys Cremers, ganzes Buch: www.aloys-cremers.de/aloys-cremers.de/alles_oder_nichts.html

„Wer ihn einordnen will muss sich lange und ausführlich mit ihm beschäftigen“, konstatierte die Bürgerzeitung Duisburg. Den Atem hat nicht jede:r. Manchen ist Cremers zu frei, zu rebellisch, zu ungestüm, anderen zu viel, zu voll (mit Nichts!), zu versponnen. Mir nicht. Und damit bin ich zum Glück in guter Gesellschaft:

„Ein Empathiker par excellence“ sei Cremers, so der Soziologe Prof. Dr. Peter Fuchs, der ihm die „deutliche Undeutlichkeit eines Mystikers“ attestierte. Die niederrheinische Presse- und Publizistikikone Dr. Wilhelm Cuypers bezeichnete Cremers als weitgereisten, weiterfahrenen Tausendsassa und Ideenproduzenten, während Willi Teloo, Ex-Marketingmanager der Volksbank sowie Kunst- und Kulturmotor Gelderns, ihn charakterisiert als einen der „explosivsten Menschen, den ich kenne, dabei von einer Ideenvielfalt, die den Zuhörer beinahe erschlägt. Bei der Beurteilung seiner Gedanken und Ideen ist man als Außenstehender hin- und hergerissen zwischen den Urteilen genial und verrückt.“

Für die Kulturjournalistin und Autorin Elke Siemund ist Aloys „ein seltener und wertvoller Schatz in der Welt der Kunst, weil er die künstlerische Kreativität hervorruft und anspricht, die in allen Menschen wohnt, das Wissen um gemeinsame archetypische Formen, ein Gefühl für Echtheit und Originalität“. Und der Kunstwissenschaftler, Künstler und Autor Prof. Dr. Hans Brög sagt über Cremers gar, er sei „unter einigen Aspekten betrachtet der außergewöhnlichste Künstler, den ich kenne. […] Diese Begabung, PR-Mann in eigener Sache für eine Sache zu sein, gelingt nur wenigen Künstlern […].

Ein Egomane aber, was man auf den ersten Blick glauben könnte, ist er nicht. Sein eigentliches Anliegen ist es, seine Fähigkeiten in den Dienst der Menschen zu stellen, die mit ihm zu tun haben. Er animiert zur kreativen Arbeit. […] Nicht zuletzt ist Aloys Cremers Lehrer. […] Seine Aufmerksamkeit gilt den individuellen Ansätzen, die er erkennt, fördert, entwickelt […]. Mit Kraft und Energie, in Selbstlosigkeit und mit Schlitzohrigkeit setzt Aloys Cremers durch, was er mit seiner Kompromisslosigkeit, wenn es ums Wesentliche geht, für notwendig hält. Egal auf welche Weise man Aloys Cremers unterstützt, man kann sicher sein, dass es einer guten Sache nutzt.“

Über 80-mal ist Aloys in seinem Leben umgezogen, immer on the road. „On the road am Niederrhein, von Kerouac bis Kevelaer“ – das ist auch der Arbeitstitel, unter den Cremers sein geschriebenes und gezeichnetes Lebenswerk stellt: Rund 400 handverfasste Künstlerbücher, deren Inhalte er nun sortiert, einordnet, ausstellen und publizieren möchte. Denn, wir erinnern uns: Keiner weiß, wie lange er noch hat.

Jack Kerouac, dessen Werk „On the road“ (dt.: Unterwegs) den Titel von Cremers Gesamtwerk inspirierte, ist übrigens einer der Berühmten, die Aloys während seiner Arbeit für das amerikanische Kunstmagazin The Paris Review kennenlernte – neben „zum Beispiel Nabokov, Hemmingway, Gage und John dos Passos“. Und es gibt noch so viel mehr Spannendes zu erzählen aus dem Leben dieses Mannes.

Als Publizist, was auch immer man da genau macht, trage ich, nachdem es nun geknallt hat zwischen Aloys und mir, meinen Teil dazu bei, das ganze schöne Nichts begreifbarer zu machen, das Aloys ins Wallen und Wirken gebracht hat. Wenn Ihnen gefallen hat, was Sie hier gelesen haben, und Sie weitere Einblicke dieser Art in das Werk Aloys Cremers’ nicht scheuen – etwa in das Wesen der Grenzspraak, das Konzept von KUHnst und andere Nichtigkeiten –, abonnieren Sie gern diesen Blog. (Falls Sie nicht wissen, wie das geht, schreiben Sie mir einfach eine Nachricht.) Und schauen Sie doch mal auf Aloys’ Website vorbei: www.aloys-cremers.de Die ist zwar nicht ganz aktuell, aber es gibt trotzdem eine Menge Nichts zu sehen.

Aloys Cremers vor einer bunt bemalten Leinwand in seinem Atelier in Rheinberg-Annaberg, Januar 2023 (Foto: Renan Cengiz)
Aloys Cremers in seinem Atelier am Annaberg, Januar 2023 (Foto: Renan Cengiz)
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Das politische Jahr

… beginnt wie immer Mitte Januar. Bei der gestrigen ersten Fraktionssitzung 2023 haben wir unsere Website aktualisiert und uns den Kopf zerbrochen, wie wir heuer unsere Fraktionsmittel rechtskonform verprassen wollen. Nächste Woche geht es los mit Sitzungen und dem ganz normalen Wahnsinn der Kommunalpolitik.

Die PARTEI – eine Schande für die ganze Branche!

Für die, die es nicht wissen: Ich bin Gründungsmitglied von und Ratsherr für Die PARTEI Rheinberg. Warum Die PARTEI? Weil der Rest mich nicht überzeugen konnte – ein unseriöser, schmieriger, korrupter, im Ritual verhafteter Haufen hoffnungsloser Unkgustl, zumindest auf Bundesebene (Ausnahmen bestätigen die Regel), dem ich mich nicht anschließen möchte, u.a., weil ich über so etwas wie ein Gewissen verfüge. Bevor ich den Ortsverband Rheinberg mitbegründete, war ich ausgesprochen politikverdrossen und hatte keine Zuversicht, dass der Karren aus dem Matsch kommen könnte. Gleichzeitig traten über die Jahre immer wieder Menschen an mich heran, die mich mit der Idee vermählen wollten, in die Politik zu gehen. Erst als ich Die PARTEI entdeckte, konnte ich mich für die Idee erwärmen. Mal brannte ich dafür, mal war es so eine +14°C-Geschichte, wo man gerade so ohne Jacke rauskann. Es gab seit der Ortsverbandsgründung 2014 etliche Wechsel im Personal und ich bin der einzige, der noch von der Urhorde übrig ist. Nachdem wir in den Rat gewählt wurden, haben wir eine neue Website aufgeschaltet, auf der steht dann der Rest. Voilà: www.DiePARTEI-Rheinberg.de

Collage von PARTEI-Fotos, die ich auf dem Handy habe, was nicht viele sind, weil das Handy neu ist, weil ich das alte versehentlich zerstört habe, wie die konventionelle Politik den gesunden Diskurs. Die Pullis sind von Dyster Art.
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Wat is dat für ne Zeit?

Nigge ft. FRANZ LOSZT – Nur mal so

Digitaler Improjam zweier alternder Irritierter.

Worte / Video: Nigge – Gitarre, FX, VFX: FRANZ LOSZT

Poetophilosophischer Digestive (Nur für Verrückte)

Nur Mal so: Ich spreche, ohne ihn explizit gefragt zu haben, vermutlich wenigstens in Teilen auch für Nigge, wenn ich diese merkwürdige Wende- bis Endzeit, in der wir leben, als recht interessant bezeichne. Es ist immer abgefahren, wenn sich die Räder drehen, und während meine Oma noch eine zweistellige Telefonnummer hatte, verdrängen KI-Chatbots einen global krakierenden Suchmaschinencybermonopolisten vom Obersockel des Internets. Egal, wo du hinschaust: Überall Wahnsinn und Widersprüche. Das Gerät, in dessen Tasten ich GERECHTIGKEIT hämmere, wurde von Menschen zusammengeklöppelt, deren Leben im globalen Hypermarkt für Kraft-mal-Weg-Bulkwaren weit weniger wert sind als meine feinversicherten Vorderfüße. Jede Scheiße hat ihr Gold, alles Gute sein Fuckoff, und auch wenn es manchmal in allen Straßen wie Geschrei zu gellen scheint und der Bürger spitze Hüte mir um die Ohren fliegen, klingt immer die Musik, lacht der Narr, und wenn du lange genug in den Abgrund starrst, starrt er immer noch zurück. Was ist wirklich, was Wirklichkeit? Wie entsteht Realität, was ist Licht, was Schatten an der Höhlenwand? Jenseits von Gut und Böse, irgendwo zwischen Worten und Gedanken, ist etwas immer da, das größer und kleiner ist als alle Wende- bis Endzeiten, drehenden Räder, Omas und Telefonnummern, KI-Chatbots und Suchmaschinencybermonopolisten, Obersockel, Wahnsinne und Widersprüchlichkeiten. Daran halte ich mich fest, wenn ich mich freihändig treiben lasse, und dort ist ein Zustrom des Flusses, der mich trägt, wer auch immer ich bin. Ganz schön viel Philosophie für einen Digestive zu einem digitalen Improjam zweier alternder Irritierter. Aber ey, mal so gesagt: Wat is dat für ne Zeit?!

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KPiP-Festival 2023 – Vortreffen

Im letzten Jahr hat die Kulturinitiative Spanischer Vallan (Manu Bechert und Renan Cengiz) mithilfe vieler freiwilliger Hände ein Festival im Rheinberger Stadtpark aus dem Boden beschworen. 2022 war es als Teil des Rheinberger Kulturfestes angelegt – 2023 wird es eigenständig über die Bühne(n) gehen.

Wir werden an anderer Stelle ausführlicher über Inhalte und Konzepte berichten – und auch den neuen Namen. Allen, die sich einbringen möchten, sei hier vorerst noch einmal öffentlich mitgeteilt:

Am Dienstag, den 10.01.2023, findet um 19 Uhr ein Festivalvortreffen in der Gaststätte zur Schopsbröck in Rheinberg-Annaberg statt. Wer sich an der Orga beiteiligen oder vor Ort Aufgaben übernehmen bzw. eigene Ideen umsetzen möchte, darf gern unangemeldet vorbeischneien.

Danke schon jetzt an alle, die das Festival 2023 möglich machen!

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Kulturerbe Harmonium

Das Harmonium ist ein Aerophon, ein Luftklinger. Der Klang entsteht ähnlich wie bei einer Orgel, die Luft muss aber über Fußpedale in die Register gepumpt werden.

Seit letztem Frühjahr hat ein solches Instrument – ein Druckwindharmonium aus der Manufaktur Mannborg von ca. 1901 – Einzug in unser Haus gehalten. Johannes Vogel von Vogel Guitar Concepts wollte das Ding loswerden und in vertrauensvolle Hände geben. Also zog ich eines schönen Frühlingstages mit Fabi los, um uns einen Bruch zu heben.

Mannborg-Druckwind-Harmonium auf Hänger.

Das Harmonium stand zunächst in der Garage, seit einigen Wochen aber endlich im Wohnzimmer. Seitdem übe ich mich, mehr zum Spaß, in Harmonium-Improvisationen (siehe unten). Und habe einiges zur Geschichte und Bauweise dieser eigentümlichen Instrumentengruppe dazugelernt.

Wen das Fachliche interessiert, der oder dem seien die Seiten des Arbeitskreises Harmonium empfohlen, eine Subsparte der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V., hier besonders das „Grundwissen zum Harmonium“ von Ulrich Averesch (Wuppertal, Juni 1998), online unter https://harmonium.gdo.de/recherchen/grundwissen-harmonium. Wem das schon zu speziell ist, kann sich auch gut in der Wikipedia durchklicken.

Und für alle Freunde der ironischen Improvisation, hier meine ersten Gehversuche auf dem rund 120 Jahre alten Mannborg-Druckwindharmonium. Vielleicht lerne ich auf diesem Weg ja noch das Klavierspiel.

Der erste Willkommensjam.
Ein typisches Lustspiel, spontan mitgeschnitten (ca. November 1902)
FRANZ LOSZT – Harmonium Fantasie in Albus No. 1 (Januar 1903)

Danke an Johannes Vogel für diese antike Bereicherung! Und danke an Jürgen Bartsch vom Schwarzen Adler fürs Vermitteln.

PS: Fast vergessen – für meinen Beitrag zum KeinKalender des KeinVerlag e.V. habe ich ebenfalls in die Tasten georgelt. Anzusehen hier.

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Silvesterkonzert am Spanischen Vallan 2022

Fotos und Videos vom Silvesterkonzert am Spanischen Vallan zu Rheinberg, 31.12.2022. Live on stage: FRANZ LOSZT & APOLONIA.

Danke an alle, die gekommen sind, unterstützt und mit uns gefeiert haben! Besonderen Dank an unsere Partnerin Kulturprojekte Niederrhein e.V. und die Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein.

Fotogalerie

Highlightvideo

Videos Bühne: Fabian Rapp / Video Totale: Charli Kornblum / Schnitt: Renan Cengiz – Video bei YouTube: https://youtu.be/cyWgq-NR6rU

Links

Der Spanische Vallan bei …

Instagram: instagram.com/spanischer_vallan

Facebook: facebook.com/spanischervallan

FRANZ LOSZT: instagram.com/renancengizhttp://www.renancengiz.com

APOLONIA: instagram.com/yvonnerueller

Kulturprojekte Niederrhein: Kulturprojekte-Niederrhein.de

BOOKING & ANFRAGEN: HIER.

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Silvester 2022 am Spanischen Vallan

Lass das Jahr gemütlich mit uns im Stadtpark ausklingen und freu dich auf die Premiere des Duos FRANZ LOSZT & APOLONIA: Renan Cengiz und Yvonne Rüller spielen ihr erstes gemeinsames Konzert vor der Kulisse des Spanischen Vallans. Mehr unten. Fragen? Fragen!

Die Sharepics dürfen gern weitergeteilt werden. Für Anfragen, Buchungen und Ähnliches bitte hier klicken/tappen.

Der Spanische Vallan bei Instagram: Instagram.com/spanischer_vallan

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Videos: Straßenmusik in Xanten

Am Wochenende war ich in Xanten unterwegs. Mit dabei: Yvonne Rüller, mit der ich derzeit an einem Set mit Coversongs arbeite. Unser erster gemeinsamer öffentlicher Auftritt als FRANZ LOSZT & APOLONIA geht am 31.12.22 am Spanischen Vallan in Rheinberg über die Bühne, kostenfrei und ungezwungen.

Es folgen zwei Videoausschnitte, einmal mit und einmal ohne Yvonne. Danke an alle, die uns unterstützt haben und es weiterhin tun!

Snippet 1: Open Your Eyes (Guano Apes) mit Yvonne Rüller am Mikrofon.
Snippet 2: Breaking the Girl (Red Hot Chili Peppers)

Was Yvonne und mich unter anderem verbindet, ist der Wunsch, von unserer Leidenschaft – dem musikalischen Schaffen – leben zu können. Wir freuen uns über Anfragen und Buchungen!

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