Heute hatte ich die ersten durchschlagenden Erfolge mit meinem alten Vokabelkasten — Sie wissen schon: Ein Holzkasten mit fünf Fächern, durch die Karteikarten mit Fragen und Antworten wandern. Richtige Antwort: ein Fach weiter. Falsche Antwort: zurück ins erste Fach. Seit zwei Wochen füttere ich den Kasten nun mit Brennstoff aus den Disziplinen Musik, Philosophie und Journalistik; mit englischen Redewendungen und deutschen Fremdwörtern.
In der Schule habe ich das Üben trotz Kasten gehasst; die obligatorischen zehn Lernminuten waren ein täglicher Graus. Heute freue ich mich schon vor dem Aufstehen darauf und investiere selten weniger als eine halbe Stunde. Warum? Weil mich niemand dazu zwingt und ich mir selbst aussuche, was ich lernen möchte.
Anfangs war ich skeptisch: Würde mein eingestaubtes Hirn wirklich in der Lage sein, völlig fremde Begriffe durch bloße Wiederholung ins Neuronetz zu wickeln? Doch da zappeln sie nun und ich bin hocherfreut. Das motiviert.
Wieso aber stand der Kasten die letzten elf Jahre in der Ecke? Vermutlich, weil ich mir das Lernen in der Schule so madig gemacht habe, dass ich erst einmal Abstand brauchte. Da bin ich nicht der Einzige, zumindest nicht unter den Kreativen und Künstlern. Glauben Sie mir nicht? Dann glauben Sie doch Vater Tucholsky:
„Wenn meine Kinder etwas geworden sind, dann nicht wegen, sondern trotz der Schule.“

Die Kartoffeln links im Bild werden nicht mitgelernt.
Ein italienisches Sprichwort besagt: Des Menschen großer Feind ist seine eigene Meinung. Wie lautet Ihre?