Dass ich Fußball schaue, sogar alleine, glaubt mir kein Mensch. Zugegeben: Es geschieht selten und hat Makel: Beim Deutschlandspiel bin ich in der ersten Halbzeit kurz eingeschlafen, beim Brasilienspiel habe ich parallel Martin Sonneborn studiert. Und doch: Als Dichter erkenne ich eine Schöngeist-Ästhetik im Profifußball, die gegen Bildnerei, Musik, Literatur und Theater vollauf anstinken kann.
Es lag also auf dem Spann, mich an Fußballgedichten zu versuchen. Besser gesagt: Sie raketeten ungefragt aus mir heraus und wer weiß, vielleicht folgen im Laufe der WM noch ein paar Einwürfe. Genießen Sie den Anpfiff — und bitte verzeihen Sie mir meinen Lattenschuss.
Deutsche Elfe
Deutschland — Mexiko (0:1)
Ich wünsch der Deutschen Elf ein -e,
dann ähnelte sie einer Fee.
Dann hätte sie mehr Zauberkraft
und spielte nicht so zauderhaft —
weniger Käse, mehr Olé!
Stadionnot
Schweiz — Brasilien (1:1)
Die Schweiz spielte gegen Brasilien,
zertrampelte mir meine Lilien.
Der Garten kaputt,
der FIFA, der Futt,
mangelt es an Immobilien.
Ein italienisches Sprichwort besagt: Des Menschen großer Feind ist seine eigene Meinung. Wie lautet Ihre?